bleib zuhause - bleib gesund

Am vergangenen Freitag war es entschieden: Die Schulen bleiben vorerst geschlossen. Heute ist Tag 3. Den Schülerinnen und Schülern wurde Material abgegeben. Denn: Aufhören zu lernen, das geht doch nicht. Das Trampolin im Garten der Nachbaren wird jetzt rege genutzt. Alle, die Kinder UND einen Garten besitzen, sind wohl überglücklich. So schreibt mir eine Freundin mit zwei kleinen Kindern, eines mit Husten, aus ihrer Stadtwohnung: Wir vermissen die schönen Orte überall! 

Ich denke an die Mütter und Väter, die jetzt "homeschoolen". Die neben Mutter und Vater jetzt auch noch Lehrerin und Lehrer sind. Die Frage "Wie kann ich meine Kinder beschäftigen?" wurde wohl so oft wie noch nie in Suchmaschinen eingegeben. Der Blog von Andrew Bond (https://andrewbond.ch/blog/) kann ich allen verzweifelten Eltern sehr empfehlen.

Ich denke an die Lehrerinnen und Lehrer, die jetzt kreativ werden. Sie gehen online, drehen Videos und bekommen Briefe, wie diesen.

Sie bringen mit dem Velo die Hausaufgaben zu den Kindern mit besonderen Bedürfnissen nach Hause. Ihnen entgegen kommen die sonst "anspruchsvollsten" Kinder gerannt und wollen eine Umarmung.

Und die Kirchenmenschen? Sie sind solidarisch und bewegt. Hilfsaktionen kommen zustande, Vorschläge für kleine Feiern in den eigenen vier Wänden werden zusammengestellt, die vorsichtigsten Pfarrer und Pfarrerinnen werden auf einmal mutig. Dass es für diesen Mut eine Pandemie gebraucht hat, ist irgendwie beängstigend und irgendwie verständlich. Auf einmal ist Kirche mit den Menschen und nicht nur für die Menschen möglich. Kirche wird auf einmal grundlegend in Frage gestellt und herausgefordert. Und ich bin sicher: Das ist gut. Bei aller Dramatik der Situation bin ich sicher, dass Corona der Kirche gut tut. Vielleicht den Menschen im Allgemeinen. Der Gedanke, dass meine Entscheidungen das Leben auf unserem Planeten in die eine oder andere Richtung verändern, wird real. Augen und Ohren verschliessen geht nicht mehr.


Ich frage mich: Was ist wichtig? Ist es wichtig, dass am Sonntag ein Gottesdienst gefeiert wird? Ich kam schnell zu der Antwort: Nein. Aber: Es ist wichtig, dass wir einander, uns selbst und die Welt sehen und hören. Ja, vielleicht habe ich gelächelt über die Hamsterkäufe und mich geärgert, weil sogar das Regal mit dem Bio-Mehl leer war (was mir wiederum aber auch Hoffnung für die Menschheit gab). Aber ich habe selbst einen Liter Milch mehr eingepackt.
Einander sehen und hören heisst auch zu wissen, dass man im selben Boot sitzt. Und dass über uns allen derselbe Himmel ist. Dass dieser Himmel nicht nach der Zahl der Infizierten fragt, sondern nach der Zahl der guten Worte und Taten.

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